Jul. 3rd, 2021

jyrgenn: Blurred head shot from 2007 (Default)
http://jing-yang-restaurant.de/
 
Früher war in diesem Lokal mal etwas, was von Gefühl und Einrichtung mehr so ein China-Imbiss war (mit der Liste der Gerichte auf großen Tafeln über dem Tresen), mit einem noch anderen Namen und für solche Verhältnisse durchschnittlicher, also eher langweiliger Küche. War ich zweimal oder so drin, war passabel.
 
Dann wurde es umgebaut – das zog sich recht lange – und es eröffnete als Jing Yang, ein kleines Restaurant. Die Einrichtung war etwas, hmm, trutschig oder so, aber die Karte war spannend: neben den normal zu erwartenden Gerichten gab es hinten einen Abschnitt mit "Spezialgerichten", da fingen die Nummern alle mit C an, und die Beschreibung der Gerichte war auf Deutsch (mit Tipp- und sonstigen Fehlern), Chinesisch und Englisch. Das waren in der Tat die interessanteren, und S. und ich haben sie systematisch durchprobiert. Die (einzige) Kellnerin begleitete unsere Versuche erfreut – es gefiel ihr, dass wir Interesse an diesen Gerichten zeigten. Hühnerfüße gab es nicht, aber zum Beispiel "Rinderfasern" (gelatinierte Sehnenstücke, ca. 12mm * 45mm), Hühnermägen (ein bisschen "chewy", aber sehr lecker!), geräucherten Schweinebauch, Entenzungen (ja! jede mit einem Zungenknochen), u.v.a.m. Dabei waren durchaus ein paar Sachen, die nicht so toll waren (die Rinderfasern waren okay, aber der Geschmack kam nur aus der Soße), aber manches war großartig. Der Laden war meistens nicht sehr voll, was gut war, denn die Kellnerin war ziemlich verpeilt. Oft kamen wir rein und es waren zwei oder drei Tische unabgeräumt und blieben es auch. Aber das war auch noch nicht das Jing Yang von heute.
 
Der Laden wurde nämlich noch mal wieder umgebaut, dann zu der heutigen Form. Ganz moderne, schön schlichte Einrichtung, mit ein paar sehr ruhigen Fotos von chinesischen Orten und einer Landschaft. Das sieht richtig gut aus!
 
 
Die Karte war wieder anders und hat sich im Laufe der Zeit auch noch mehrmals deutlich geändert zur heutigen; sah so ein bisschen nach Besitzerwechseln aus. Ein paar sehr spezielle Gerichte von der ersten Inkarnation sind nicht mehr da, leider darunter auch die Hühnermägen und Entenzungen, die wir sehr mochten. Aber die Karte ist immer noch sehr interessant (PDF auf der Website), und die Küche ist gut. Hier tauchte auch die Kellnerin aus der vorigen Inkarnation wieder auf, aber als Köchin (nicht als einzige, glaube ich), und freute sich, uns wiederzusehen. Als Köchin ist sie deutlich besser, würde ich sagen. Sie sagte uns, wir sollten "original gewürzt" beim Bestellen dazu sagen, dann wüsste die Küche bescheid.
 
Diese Version des Lokals ist (vor der Plage, natürlich) oft relativ voll, Reservierung könnte notwendig sein. Es kommen viele asiatisch aussehende Leute, entweder unter sich (und dann klingt es auch nach Mandarin o.ä., wie sie sprechen) oder oft auch mit deutschen/europäischen Freunden.
 
Die Haupt-Kellnerin ist eine recht große und kräftig wirkende Chinesin mittleren Alters, die anders als die oben erwähnte zwar auch mit vernehmbaren Akzent, aber sehr ordentlich deutsch spricht und, manchmal auch mit ein oder zwei jüngeren Frauen dazu, das Geschäft freundlich gut im Griff hat. Der Laden brummt, und sie ist damit nicht überfordert.
 
Jetzt zu Pandemie-Zeiten bieten sie, seit es wieder geht, Essen zum Abholen an. Mit telefonischer Vorbestellung funktioniert das gut.
 
Dies sind unsere Highlights aus der Karte:
 
 
(Vorspeisen)
 
3 "Tofusuppe mit Gemüse", nimmt S. gerne, hab ich noch nicht probiert; der Name lockt mich nicht so recht.
 
10 "Chinesischer Gurkensalat mit Knoblauch und Essig", scharf, frisch, köstlich
 
11 "Salat aus Tofustreifen", in so etwas wie einer Chili-Öl-Soße, leckere Umami-Bombe
 
16 "Mariniertes Rindfleisch in Chiliöl", ganz, ganz lecker, wirklich toll
 
Hier gibt's dann auch gedämpfte Hühnerfüße, aber die hatten wir noch nie; in einer Chili-Öl-Soße gibt es außerdem noch Rinder-Innereien, Hühnerfleisch, Wan-Tans, Schweineohren und Schweinefüße, alles sehr gut.
 
Dimsums hatten wir wenig, waren aber auch wirklich gut.
 
 
(Hauptgerichte)
 
Fisch gab's was gutes, hab ich hier aber wenig gegessen; in der vorigen Inkarnation gab's unter den C-Gerichten einen Fisch mit schwarzen Bohnen, die waren wunderbar würzig fermentiert.
 
55 "Geräucherter Schweinebauch gebraten mit Knoblauchblüten (scharf)", die Knoblauchblüten sind eher so Stengelstücke, insgesamt köstlich-deftig-duftig
 
70/79 "Gebratenes Rind/Lammfleisch mit Kreuzkümmel (scharf)" ziemlich umwerfend, super köstlich
 
Und da sind auch wieder die Rindersehnen!
 
82 "Gebratenes Lammfleisch mit Frühlingszwiebeln", auch ganz toll
 
92 "Gewürfeltes Hühnerfleisch gebraten nach „Gong-Bao-Art“ (scharf)", ganz, ganz großartig, wunderbare Aromen
 
94 "Doppelt gebackenes Hühnerfleisch mit getrockenem und frischem Chili (sehr scharf)", von uns auch genannt das "trockene Huhn", weil es keine wirkliche Soße hat, wirklich sehr scharf, eigentlich etwas zu scharf für mich, aber schon köstlich; eignet sich leider nicht so für den Transport, weil das leicht knusprige Huhn dann weich wird
 
98 "Geschmorte Ente", unter uns die "weiche Ente", weil es nicht die krosse Ente ist (die gut ist, aber nichts so besonderes); die ist eben nicht kross, und sie ist auch nicht scharf, aber sehr zart und mit einer wunderbar komplex-tiefdunklen Aromatik in der Soße
 
 
Auch die anderen Sachen sind gut, teils sehr gut, teils haben wir sie noch nicht probiert, also könnte es sogar sein, dass sich hinter unprätentiösen Bezeichnungen (wie zum Beispiel die "Geschmorte Ente") noch etwas ganz tolles verbirgt. Insgesamt ist das wirklich auf hohem Niveau. Ach, und seit dem zweiten Umbau kann man da auch ohne Probleme auf Klo gehen, das ist komplett modernisiert und stinkt gar nicht mehr fies.

 

Profile

jyrgenn: Blurred head shot from 2007 (Default)
jyrgenn

September 2022

S M T W T F S
    123
45 678910
11121314151617
18192021222324
252627282930 

Most Popular Tags

Style Credit

Expand Cut Tags

No cut tags